Vertreterversammlung 2016
Der Spar- und Bauverein Paderborn eG blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2015 zurück und plant mehrere große Neubauprojekte in der Stadt Paderborn. Der Jahresüberschuss von 2,57 Millionen Euro wird zu fast einem Drittel als Dividende an die Mieter und Mitglieder der Genossenschaft ausgeschüttet. Dies gab der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Hubert Böddeker, auf der Vertreterversammlung im Schützenhof Paderborn bekannt.
Mit einem Bilanzvolumen von 131,3 Millionen Euro und einer Investitionssumme von 8,7 Millionen Euro im Jahr 2015 ist der Spar- und Bauverein Paderborn die bestimmende Größe in der heimischen Immobilienlandschaft und ein wichtiger Impulsgeber für die regionale Wirtschaft. Mit ihrer moderaten und sozial verträglichen Mietpolitik habe die Wohnungsbaugenossenschaft eine ausgleichende Wirkung auf den Wohnungsmarkt und die Entwicklung der Mietpreise, betonte Hubert Böddeker zur Begrüßung der Vertreter.
Vorstandssprecher Thorsten Mertens wies in seinem Lagebericht auf Risiken des „Betonfiebers“ hin, das den Immobilienmarkt laut Expertenmeinung ergriffen habe. Nach dem „unnatürlich langen Aufschwung“ sei ein Abschwung zu erwarten, der „einigen wehtun kann“. Auch in Paderborn müsse die Neubauplanung kontinuierlich darauf geprüft werden, ob wirklich ein nachhaltiges Wachstum vorliegt. Trotz Zuwanderung spalte sich das Land demografisch mit einer starken Ausdifferenzierung wachsender und schrumpfender Gebiete.
Dadurch, so Mertens, vergrößern sich die Unterschiede zwischen Stadt und Land. Das Dorf verliert Menschen, die Städte, vor allem 30 „Schwarmstädte“ wachsen. Diese „Binnenwanderung“ sei ausschlaggebend für die Wohnungsnot vor allem im Ballungszentrum „und nicht, wie häufig vermutet und falsch publiziert, die Flüchtlingszuwanderung“. Mertens verwies darauf, dass es im Gegensatz zu echten Zuwanderungsstädten zahlreiche „unechte Wachstumsstädte“ gebe, die nur aus dem regionalen Umfeld gewinnen und in denen langfristig betrachtet zu viel gebaut würde.
Er betonte das „grundsolide, langfristig und wertorientierte genossenschaftliche Geschäftsmodell“ des Spar- und Bauvereins Paderborn. Die Idee der Genossenschaft funktioniere beim Spar- und Bauverein stets nach dem Prinzip: „Den Mitgliedern gehört die Genossenschaft, der Mehrwert allen.“
Garantiert wird die Beteiligung der Genossenschaftsmitglieder am Unternehmenserfolg durch die Auszahlung von fünf Prozent Dividende auf die Genossenschaftsanteile. 941.000 Euro werden auf diesem Weg für 2015 an die Mitglieder des Spar- und Bauvereins weitergegeben.
Möglich wird die hohe Dividende durch den wirtschaftlichen Erfolg der Genossenschaft. Vorstand Hermann Loges stellte die Bilanz vor, die sich 2015 in jeder Beziehung positiv entwickelt hat. Bilanzsumme, Eigenkapital, Jahresüberschuss und Mieterlöse verbesserten sich im Vergleich zum Vorjahr. Es besteht faktisch Vollvermietung. 35 Prozent der Mieteinnahmen fließen direkt zurück in die Modernisierung des vorhandenen Wohnungsbestandes von 2800 Wohnungen, sogar 73 Prozent wurden in Neubau und Bestandspflege insgesamt reinvestiert.
Dass die Mieterlöse 2015 erneut auf 12,1 Millionen Euro steigen konnten, liegt vor allem an den vielen großen Neubauprojekten der letzten Jahre. Die Wohnquartiere TegelBogen, Pontanus-Carré, Sighardgärten und Karolinger-Hof vereinen städtisches Wohnen mit integrativen, generationenübergreifenden und inklusiven Konzepten.
Diese Unternehmensstrategie wird der Spar- und Bauverein weiter verfolgen. Thorsten Mertens stellte drei geplante Vorhaben vor. Voraussichtlich 2017 soll eine Wohnanlage in Schloß Neuhaus fertiggestellt werden. Sie nimmt zwei Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz auf. Partner ist das St. Johannisstift Paderborn mit den Diakonien Paderborn, Höxter, Gütersloh.
Ebenfalls für 2017 ist die Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts in der Pankratiusstraße mit insgesamt 32 Wohnungen geplant. Dort ist bereits eine Kindertagesstätte eingezogen, in der zweiten Phase entsteht in Kooperation mit dem Caritasverband eine Senioren-Wohngemeinschaft. Noch in der Planungsphase befinden sich zwei Wohnprojekte an der Heiersmauer und zwischen Wigbertstraße und Querweg.
Auch bei neuen Vorhaben werde der Spar- und Bauverein mit Bodenhaftung und Innovationskraft seinen sozialen Prinzipien treu bleiben, sagte Mertens. Das heißt: der Bau von öffentlich geförderten Wohnungen, keine architektonischen Differenzierung zwischen diesen und frei finanzierten Wohnungen, sozial ausgewogene, faire Mieten. Wie breit die Wohnungsbaugenossenschaft mittlerweile aufgestellt ist, schilderte ein Mitglied. Felix Richter wurde als Student Mieter des Spar- und Bauvereins, zog um, als er heiratete, und hat jetzt mit Frau und Kindern eine Wohnung im Wohnprojekt an der Pankratiusstraße bezogen – unter einem Dach mit der Kindertagesstätte.
Mit solchen Mieterbiographien setzt der Spar- und Bauverein ein Zeichen gegen die Monostrukturierung von Wohnquartieren. Das gilt auch für Unterbringung von Flüchtlingen. Ihre „schnellstmögliche Integration“ erfordere eine „Mischung der Bevölkerung“, betonte der Vorstandssprecher, „also Dezentralisierung nicht Ghettoisierung.“ Integration könne nur über das „Miteinander-Wohnen“ erfolgen, nicht übers „Ausquartieren“.
Für diese Herausforderungen sind Konzepte gefragt. „Ideen sind das Kapitel der Zukunft“, sagte Thorsten Mertens: „Die Summe der Wohnungen ist nicht die Stadt, in der wir leben wollen und sie ist deshalb auch nicht einfach eine Kulisse aus Ziegeln, Holz und Beton. Die Stadt Paderborn lebt vom Miteinander der Menschen.“