Vertreterversammlung 2015 des Spar- und Bauvereins Paderborn
Angesichts der guten wirtschaftlichen Ausgangslage widmete sich der Spar- und Bauverein Paderborn eG bei der Vertreterversammlung 2015 den Aufgaben der Zukunft. Vorstandssprecher Thorsten Mertens beschrieb in seinem Lagebericht die langfristigen Herausforderungen der Wohnungsbaugenossenschaft vor dem Hintergrund regionaler und bundesweiter Rahmenbedingungen.
Kernaussage: “Nachhaltigkeit und Wertorientierung sind für uns kein „nice to have“, sondern Normalität und Bestandteil unseres Portfoliomanagements.“
Der Spar- und Bauverein Paderborn hat im Laufe seiner 122 Jahre dauernden Geschichte gelernt, sich auf die langen Zyklen der Wohnungswirtschaft einzustellen. Im aktuellen Marktgeschehen erkennt Mertens dagegen zu wenig nachhaltiges Handeln. Die Flucht der Anleger in Immobilien sei, nicht nur wegen der Gefahr einer Spekulationsblase kurzsichtig. Schwerwiegender sei, dass die aktuelle „Betongoldeuphorie“ die langfristigen Herausforderungen von Wohnungspolitik und Immobilienwirtschaft vernachlässige bzw. sogar verdränge.
Die wird aber auch in Paderborn gebraucht, sagte Thorsten Mertens in seinem Bericht von den Vertretern der Genossenschaft. Vor Ort müssen sich Politik, Verwaltung und Wirtschaft der demografischen Entwicklung der 372 Hektar umfassenden Konversationsflächen und 1.600 Militärwohnungen auseinandersetzen. Auch die Paderborner seien in den letzten Jahren vor Fehlentwicklungen nicht verschont geblieben: „Qualitativ begrenzter Neubau an verkehrlich belasteten Standorten schafft den Leerstand von morgen.“
Der Markt setzt auf kurzfristige Lösungen. Genossenschaften wie der Spar- und Bauverein können dagegen langfristig handeln, da sich die finanziellen Investitionen über Generationen und nicht ausschließlich über kurzfristige Kapitalrenditen amortisieren sollen. „Die finanzielle Leistungsfähigkeit unserer Mieter ist uns wichtig“, betonte Thorsten Mertens.
So engagiert sich der Spar- und Bauverein Paderborn für modernes Wohnen und gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung. Die durchschnittliche Unternehmens-Nettomiete liegt mit 4,87 Euro je Quadratmeter deutlich unter der Paderborner Durchschnittsmiete und etwa 18 Prozent unter der zulässigen Miete des öffentlich geförderten Wohnungsbaus, ergänzt Vorstand Hermann Loges.
Selbst die innerstädtischen Neubauwohnungen der Wohnungsbaugenossenschaft liegen 20 Prozent unter den Mietpreisen für vergleichbare Wohnungen.
Die Ursache für bundesweit steigende Mieten sieht Thorsten Mertens vor allem bei den Baukosten und der Regulierungswut des Staates. So seien die Gesetze zu Energieeffizienz von Neubauten nur mit hohen Kosten umsetzbar. „Es ist paradox, dass einerseits Bauen und Wohnen bezahlbar bleiben soll, aber andererseits häufig von Bund, Ländern oder Kommunen selbstverursachte Kostensteigerung genau das verhindern“, kritisierte Mertens. „Populistische Gegenmaßnahmen“ wie die Mietpreisbremse hält der Vorstandssprecher für ungeeignet, eine Änderung herbeizuführen. Langfristig wirksamer sei eine „Baukosten-, Energie- und Nebenkostenbremse“.
Dass die Genossenschaft derart auf den Dreiklang von „Wirtschaftlichkeit, Gerechtigkeit und Zukunftsfähigkeit“ setzt, mache den Unternehmenserfolg aus, sagte Thorsten Mertens – ein Erfolg, der sich in den finanziellen Daten nachlesen lässt. Der Spar- und Bauverein verzichte bewusst auf teure „Leuchturmprojekte“: um Breiteneffekte für seine Immobilien zu erzielen: „Wohnungsbau hat Zukunft, wenn er hochwertig und nachfragegerecht ist.“
Der Blick auf die Nachhaltigkeit prägt auch die großen Quartiersprojekte des Spar- und Bauverein Paderborn. Beim aktuellen, 1,7 Millionen Euro teuren Bauvorhaben in der Paderborner Südstadt entstehen 34 teilweise öffentlich geförderte Wohnungen, eine Kindertagesstätte und eine Senioren-Wohngemeinschaft unter einem Dach.
Neben den Neuinvestitionen fließen große Summen in die Modernisierung der Bestandsimmobilien. Etwa 150 Millionen Euro hat der Spar- und Bauverein seit Anfang der 1990er Jahre dafür ausgegeben. Insgesamt hat der Spar- und Bauverein Paderborn im vergangenen Jahr 81 Prozent der Mieterlöse in neue Projekte oder Modernisierungen reinvestiert.
Angesichts solcher Zahlen konnte der Aufsichtsratsvorsitzende Hubert Böddeker die soziale Bedeutung des Spar- und Bauvereins für die Stadt Paderborn betonen, als er die Vertreter im Schützenhof Paderborn begrüßte. Der Genossenschaft gelinge es, viele Mieter über Jahrzehnte an sich zu binden. Der Spar- und Bauverein habe Paderborn „städtebaulich geprägt“. Böddeker wies darauf hin, dass es stets Ziel sei, mit ansprechender Architektur, Barrierefreiheit, optimierten Energiekosten und hochwertigen Wohnungsausstattungen, bestmögliche städtebauliche Qualitäten für Paderborn zu erzielen.
Mit neuen Projekten und Modernisierungen, mit „mietpreisgebremsten Mieten“ und den Vorteilen des „genossenschaftlichen Geschäftsmodells“ trage der Spar- und Bauverein zu einer „gemeinwohlorientierten, nachhaltigen Stadtentwicklung“ bei. Der Spar- und Bauverein Paderborn fühle sich weiter der Idee des „bezahlbaren Wohnens“ verpflichtet. Auf den wirtschaftlichen Erfolg muss die Genossenschaft gerade deshalb in Zukunft nicht verzichten: „Wir sehen deutlich mehr Chancen als Risiken für die zukünftige Entwicklung der Stadt und des Spar- und Bauvereins.“
Spar- und Bauverein Paderborn eG: Zahlen und Fakten
Das Bilanzvolumen des Spar- und Bauvereins Paderborn eG belief sich 2014 auf 130,6 Millionen Euro, der Jahresüberschuss lag bei 2,98 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote beträgt 55,7 Prozent. 2014 gab die Wohnungsbaugenossenschaft 4,5 Millionen Euro für die Instandhaltung und Modernisierung der Wohnungen aus, gleichzeitig wurden 5,1 Millionen Euro Neubauinvestitionen getätigt. 81 Prozent der Mieterlöse in Höhe von 11,8 Millionen Euro wurden reinvestiert: knapp 9,6 Millionen Euro. Auch im laufenden Jahr werden voraussichtliche 9 Millionen Euro investiert. Der Spar- und Bauverein Paderborn eG hatte Ende vergangenen Jahres 5.237 Mitglieder. 2795 Wohnungen gehörten zum Bestand.
Bei den Wahlen zum Aufsichtsrat bestätigte die Vertreterversammlung des Spar- und Bauvereins Paderborn die bisherigen Aufsichtsratsmitglieder Hubert Böddeker (Vorsitzender), Dr. Ernst Warsitz und Paul Knocke. Foto: (von links) Vorstand Hermann Loges, Vorstandssprecher Thorsten Mertens, Hubert Böddeker, Dr. Ernst Warsitz und Paul Knocke.