Schüler wollen Verantwortung für die Menschen in ihrem Stadtteil übernehmen
Themen wie die „altengerechte Stadt“ interessieren Jugendliche wenig. Dass es auch anders geht, hat sich bei einem Treffen im Goerdeler-Gymnasium gezeigt. Dort haben Dutzende Schüler spontan ihr Interesse angemeldet, als es um die Unterstützung von Senioren im Riemekeviertel ging. Initiiert wird die Aktion im Rahmen des laufenden Quartiersprojekts.
Der Appell an den Gemeinsinn der Schüler hatte Erfolg: Sozialdezernent Wolfgang Walter, Oberstufenkoordinatorin Manuela Ziemer, Schulleiterin Helga Lazar, Quartiersentwicklerin Claudia Heinrichsmeier, Thorsten Mertens (Vorstand Spar- und Bauverein Paderborn) und Michael Kramps (Seniorenbüro) Foto: Karl-Martin Flüter
Vor etwa 200 Schülern aus dem Goerdeler-Gymnasium und der Georg-Hauptschule erläuterte Michael Kramps vom Seniorenbüro der Stadt, wie sich die junge Generation engagieren kann.
Die Paderborner Taschengeldbörse OBOLUS beispielsweise vermittelt Schüler zwischen 14 und 18 Jahren für einfache Tätigkeiten in Privathaushalten.
Für Botengänge, Gartenarbeiten oder Einkäufe erhalten die Jugendlichen eine geringe Aufwandsentschädigung.
Obulus stellt den Kontakt her und bleibt auch danach ein Ansprechpartner für alle Beteiligten.
Vertreter der Stadt, des Caritasverbandes Paderborn und des Spar- und Bauvereins Paderborn stellten Obulus gemeinsam in der Aula des Goerdeler-Gymnasiums vor.
Die Taschengeldbörse kann überall in der Stadt eingesetzt werden, bei dem Treffen ging es jedoch vor allem um das Riemekeviertel.
Vor Ort ist sie ein Instrument der Quartiersentwicklung, das vor zwei Jahren im Riemeke eingerichtet wurde, um den Stadtteil seniorengerechter zu gestalten und das Miteinander zu stärken. Die Menschen sollen so lange wie möglich in ihren Wohnungen leben können, auch wenn sie Hilfe brauchen und pflegebedürftig werden.
Die Koordination der Quartiersentwicklung liegt in den Händen von Claudia Heinrichsmeier. Die Caritas-Mitarbeiterin ist Ansprechpartnerin für alle Bewohner aus dem Riemeke, begleitet Projekte und versucht, die Generationen zusammenzubringen. Dabei setzt sie auch auf die Zusammenarbeit mit Akteuren wie dem Spar- und Bauverein Paderborn.
Für die Wohnungsbaugenossenschaft ist das Riemeke ein wichtiger Standort. In den Wohnungen des Spar- und Bauvereins fühlen sich viele Mieter so wohl, dass sie ihr ganzes Leben dort verbringen – auch wenn es im Alter schwierig wird, weil sich die ersten gesundheitliche Beeinträchtigungen einstellen. Eine gute soziale Nachbarschaft und Projekte wie „Obulus“ können das generationübergreifende Wohnen und Leben im Riemeke erleichtern. „Das Herz der Stadt sind die Menschen“, warb Spar- und Bauverein-Vorstand Thorsten Mertens vor den Schülern deshalb für die Taschengeldbörse.
Diese Appelle kamen an. Bei einem beträchtlichen Teil der 200 Schüler gingen die Arme hoch, als Michaels Kramp nachfragte, wer bei Obolus mitmachen will. Das beeindruckte auch den städtischen Sozialdezernenten Wolfgang Walter. Letztlich gehe es beim Quartiersmanagement und bei Initiativen wie der Taschengeldbörse um „Verantwortung für sich und für das soziale Umfeld“, sagte Wolfgang Walter: „Wir sollten nicht immer fragen, was die Stadt für uns tun kann, sondern: Was kann ich selber übernehmen?“