Hilfe unter Nachbarn – in der Not sofort zur Stelle!
Vor allem in Notsituationen haben die Menschen nebenan eine Sonderstellung: Schnelle Erreichbarkeit! Darauf weist jetzt das Netzwerk Nachbarschaft hin. Und macht Helfenden Mut.
Sich gegenseitig Hilfe anbieten - so hält Nachbarschaft fit. (Bildquelle: Netzwerk Nachbarschaft). „Meine Nachbarin war sofort zur Stelle,“ erzählt Linda Orth (62) aus Bonn.
Wegen eines Bandscheibenvorfalls lag sie nahezu unbeweglich in ihrer Wohnung, konnte sich nur durch lautes Rufen bemerkbar machen.
Ihr Vorteil: Die Nachbarin hatte einen Schlüssel zu ihrer Wohnung.
Laut Umfrage von Netzwerk Nachbarschaft ist das kein Sonderfall.
Jeder Vierte vertraut heute schon seinen Schlüssel dem Nachbarn an, bei den über 60-Jährigen macht es sogar jeder Zweite.
Eine gute Entscheidung, meint Erdtrud Mühlens vom Netzwerk Nachbarschaft. „Das Bedürfnis, in der Nachbarschaft sicher aufgehoben zu sein und in Notsituationen Hilfe von nebenan zu erhalten, nimmt mit dem Alter deutlich zu.“
Häusliche Unfälle nehmen im Alter deutlich zu
Gerade in den eigenen vier Wänden passieren die meisten Unfälle. Eine glatte Stufe, ein loser Teppich, ein herumliegendes Kabel und schon passiert´s: Ältere Menschen stolpern leicht und stürzen schnell. Rund fünf Millionen Stürze zählt die Statistik jedes Jahr allein unter deutschen Senioren. Mehr als ein Drittel aller über 65-Jährigen stürzt mindestens einmal pro Jahr, bei den über 80-Jährigen trifft es bereits jeden Zweiten. Fatal: Das Risiko eines erneuten Sturzes steigt in dieser Altersgruppe deutlich. Oft führt die Angst vor einem erneuten Sturz dazu, dass das Opfer seine körperliche Aktivität drastisch einschränkt.
Gute Nachbarschaft hält gesund
Diesen Teufelskreis zu durchbrechen ist das Ziel zahlreicher Nachbarschaftsprojekte in ganz Deutschland. Hier trifft man Absprachen, um von vornherein das Risiko von Unfällen und vor allem von Vereinsamung zu vermeiden. Das Gebot ist Aufmerksamkeit. So machen es beispielsweise die Bewohner von Gemeinschaftswohnprojekten wie „Lebensräume in Balance e.V.“ in Köln-Ostheim. Jeder bringt sich ein und ist für den anderen da, sei es bei Krankheit oder wenn ganz schnell mal Hilfe bei der Kinderbetreuung gebraucht wird. Oder das Projekt „Wohnen für Hilfe“, das Alt und Jung auf besondere Weise zusammen bringt: Studenten bieten Senioren Gesellschaft und Alltagshilfe und erhalten dafür von den Senioren kostenlosen Wohnraum. So können sich ältere Menschen sicher sein, dass ihnen in Notfällen schnell geholfen werden kann.
Erste Hilfe zu Hause
Netzwerk Nachbarschaft stellt Projekte vor, die Anregungen und konkrete Einblicke in ihre Hilfs-Netzwerke geben. Dass man sich über den Gesundheitszustand der alleinlebenden Nachbarn informiert, bei Bedarf Kontakt mit den Angehörigen aufnimmt und Absprachen trifft, ist laut Netzwerk Nachbarschaft in vielen Nachbarschaften bereits Praxis. „Wir wollen dazu beitragen, dass der Mehrgenerationen-Zusammenhalt in Nachbarschaften weiter wächst und sich Nachbarn in Ihrer Rolle als Erst-Helfer sicher und wertgeschätzt fühlen“, sagt Mühlens. Für Interessierte stellt das Netzwerk jetzt die Checkliste „Erste Hilfe für Nachbarn“ bereit.
Weitere Informationen zum Thema und den Aktionen des Netzwerks finden Sie hier.
Quelle: Netzwerk Nachbarschaft, Hamburg