Erfolgsformel: Niedrige Mieten und innovative Konzepte
Viel Grund zur Zufriedenheit beim Spar- und Bauverein Paderborn eG:
Vor den Vertretern der 5.424 Genossenschaftsmitglieder konnte der Aufsichtsratsvorsitzende Hubert Böddeker auf ein wiederum äußerst erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken. Dies sei der Fall, so Böddeker, weil „Kontinuität bei uns Programm ist und wir uns seit 121 Jahren der Tradition verpflichtet fühlen und gleichzeitig offen für die Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft sind“. Der Aufsichtsratsvorsitzende betonte, dass die Vorteile des genossenschaftlichen Wohnens und die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens in einem ausgeglichenen Verhältnis zueinander stehen und der Spar- und Bauverein für die Stadt Paderborn ein verlässlicher Werttreiber und immobilienwirtschaftlicher Wachstumsmotor ist.
Die besondere Bedeutung dieses Wirtschaftsbereichs liegt in seiner Nachhaltigkeit. Entscheidungen von heute können haben weit in die Zukunft hinein positive oder fatale Auswirkungen. Deshalb ging Vorstandssprecher Thorsten Mertens besonders auf die Rahmenbedingungen ein, die den Wohnungsmarkt in den kommenden Jahrzehnten bestimmen.
Vorherrschende demografische Trends wie die Alterung der Bevölkerung oder zunehmende Urbanisierung bedeuten auch für den Spar- und Bauverein Herausforderungen. Mit den inklusiven Mehr-Generationen-Projekten „SighardGärten“ und dem „TegelBogen“, dem „Pontanus-Carré“ und der neuen Anlage in Wewer habe die Genossenschaft früh reagiert, betonte Mertens. Bedarfsgerechte Architektur, eine soziale Infrastruktur und viele Dienstleistungen für den Alltag sorgten in diesen Projekten dafür, dass die Generation der Senioren möglichst lange in den eigenen vier Wänden leben kann.
Schwierig wird die Lage für Haushalte mit geringerer Wohnkaufkraft. Sie werden auch in Paderborn mehr. Die Wohnraumversorgung für diese Gruppe werde problematisch, sagte Mertens. Attraktiver, bezahlbarer Wohnraum gewinne deshalb auch in Paderborn „eine immer größere Bedeutung als Standort- und Wettbewerbsfaktor“.
Gleichzeitig verändert der gesellschaftliche Wertewandel den Wohnungsmarkt. Individualisierung und Mobilität sind die Schlagworte. Der Spar- und Bauverein richtet sich darauf ein, dass verstärkt kleine Wohneinheiten nachgefragt werden – immer häufiger wird es sich um „Smart Homes“ handeln, in denen die Elektronik viele Alltagsaufgaben der Menschen übernimmt. Gerade für ältere Mieter bietet dieser technologische Fortschritt viele Möglichkeiten. Der Spar-und Bauverein berücksichtigt deshalb seit längeren die Installation und Nachrüstbarkeit dieser Technik in seinen Wohnungen.
Eine weitere Veränderung ist das „Sharing“, die gemeinsame Nutzung beispielsweise von Autos, und die Zusammenarbeit in Netzwerken. Auch hier habe der Spar- und Bauverein bereits reagiert, sagte Mertens mit dem Hinweis auf das neue Gemeinschaftshaus im TegelBogen, den Nachbarschaftstreff im Pontanus-Carré und einen Beratungstreff im Südviertel.
Auf die ökologische Herausforderung und die damit verbundene Energiewende hat sich der Spar- und Bauverein schon vor geraumer Zeit eingestellt. Nur wenn die Energiekosten gedeckelt würden, könne die „Energiearmut“ vieler Haushalt verhindert werden, betonte Thorsten Mertens. Dank umfangreicher energetischer Maßnahmen gelinge es dem Spar- und Bauverein, die Wohnkostenbelastung der Kunden zu begrenzen.
Eine Absage erteilte der Vorstandssprecher jedoch der Mietpreisbreme der großen Koalition. Gegen die wahre Ursache steigender Mieten richte das „politische Placebo“ nichts aus und das sind nach Ansicht von Thorsten Mertens rapide steigende Bau- und Grundstückskosten, steigende Steuern und eine „Vielzahl immer stringenterer energetischer Vorgaben“.
Anstatt es die Lage verbessere, behindere das Gesetz neue Investitionen und bestrafe auch die Genossenschaften, die sozialverträglich agieren. Dass der Spar- und Bauverein tatsächlich mit „Miethaien und Heuschrecken“ nichts zu tun hat, zeigt ein Blick auf seine Durchschnittsmiete. Diese liegt bei 4,63 Euro je Quadratmeter und damit um einen Euro unter dem Paderborner Mietniveau.
Anstatt der Mietpreisbremse brauche die Wohnungswirtschaft eine Kosten-, Energiepreis- und Nebenkostenbremse, sagte Mertens, außerdem die Bereitstellung von preisweiten Baugrundstücken.
Ausschlaggebend solle nicht das höchste Angebot, sondern die Konzeptqualität sein.
Diese Forderung hat in Paderborn konkrete Bedeutung, denn im Zuge der Konversion von britischen Kasernen sind gute Konzepte gefragt.
Für den Spar- und Bauverein wird das Gelände der Alanbrooke-Kaserne an der Elsener Straße von Interesse sein.
Neben der Nutzung durch die Stadtverwaltung solle dort eine „nachhaltige, urbane Quartiersstruktur“ realisiert werden, forderte Thorsten Mertens: „innovative Wohnformen in hochwertiger Architektur, Büro- Dienstleistungs- und Forschungsnutzung“ sowie parkähnliche Grün- und Erholungsanlagen.
Nach diesem Ausblick in die Zukunft blickte Stadtarchäologe Dr. Sven Spiong vor der Vertreterversammlung weit zurück in die Geschichte des Paderborner Ortsteils Wewer. Dort errichtet der Spar- und Bauverein ein Wohnprojekt mit barrierefreien Wohnungen, einer betreuten Wohngemeinschaft und einer Sozialstation.
Dass das Gelände unweit der Alme ein hervorragender Wohnort ist, wussten schon die Menschen vor 1300 Jahren. Der Stadtarchäologe und sein Team gruben auf dem Baugrundstück Reste von Höfen aus dem 8., vielleicht sogar aus dem 7. Jahrhundert aus. Die Funde haben weitreichende Bedeutung. Die Weweraner Ortsgeschichte muss jetzt um mindestens ein Jahrhundert vordatiert werden und der Spar- und Bauverein Paderborn hat bereits einen Namen für sein jüngstes Projekt gefunden. Thorsten Mertens teilte mit, dass die Wohnanlage den Namen „Karolingerhof“ tragen wird.
Gute wirtschaftliche Verfassung
Im Geschäftsjahr 2013 gab der Spar- und Bauverein 8,15 Millionen Euro für die Sanierung des Altbestandes und neue Projekte aus. Damit wurde ein Großteil der Mieterlöse von 11,8 Millionen Euro reinvestiert. Möglich ist das wegen der sehr guten wirtschaftlichen Verfassung der Genossenschaft, die Vorstand Hermann Loges erläuterte. Der Spar- und Bauverein hat ein Bilanzvolumen von 128,5 Millionen Euro und eine sehr gute Eigenkapitalquote von 54,6 Prozent. Das Geschäftsguthaben betrug 18,3 Millionen Euro, der Jahresüberschuss für das Wirtschaftsjahr belief sich auf 2,8 Millionen Euro. Dieses Ergebnis ermögliche es, Zukunftsinvestitionen nachhaltig zu finanzieren, sagte Hermann Loges.