100 Jahre Tegelbogen

Vor dem ältesten Gebäude "Tegelweg 30", dass im Frühjahr 1915 erstmals bezogen wurde, stehen: (v. l.) Quartiersmanagerin Claudia Wieczorek, Paul Hilker, Ruth Kreupl, Karl-Heinz Weiland und Hilde Sigismund-Weiland © Holger Kosbab

"Wir möchten die Nachbarschaft zusammen bekommen", sagt Paul Hilker, "die Alten und die Jungen."

Hilker hat die Feiern im Festkomitee mit einigen weiteren Bewohnern mit vorbereitet. Alles dient dabei dem Zweck, die Gemeinschaft zu fördern. In einigen Fällen laufe dies aber bereits so gut, dass Freundschaften entstanden seien, sagt Hilker. Er selbst spielt regelmäßig in der Senioren-WG am Tegelbogen und in der Tagespflege-Station der Caritas Klavier und singt dazu. 

Damit auch jeder die Musikeinlagen mitbekommen kann, helfen auch die anderen Bewohner.

Etwa dann, wenn jemand aufgrund des Alters Schwierigkeiten hat, allein zu gehen, sagt Ruth Kreupl.

Unterstützung gebe es aber vor allem auch in Notsituationen. Stirbt der Partner eines Bewohners oder einer Bewohnerin, biete die Gemeinschaft Halt. Und der Spar- und Bauverein ermöglicht Umzüge innerhalb des Komplexes, sagt Vorstandsmitglied Hermann Loges.

So könne beispielsweise eine kleinere Wohnung bezogen werden. Und wenn das Leben allein zu schwierig werde, sei der gemeinsame Alltag in der Senioren-WG im Erdgeschoss eine Alternative.

Angestoßen hat das Tegelbogen-Fest die Paderborner Autorin und Historikerin Barbara Meyer, die selbst im Nordstraßen-Teil des Komplexes wohnt. Sie hat unter dem Titel "Mitten im Leben" auch eine 75-seitige Geschichte des Tegelbogens und seiner Umgebung verfasst.

Gebaut worden waren die Häuser vom 1893 gegründeten Spar- und Bauverein.

Ein Hingucker: Doppelhaus "Nordstraße 17-19" ©Spar- und Bauverein

 

 

 


Im Laufe der Jahrzehnte veränderte sich das Bild in dem Bereich.

Schlichter: Haus "Tegelweg 30" ©Spar- und Bauverein  

Während die Eisenbahn als Konstante bis heute hier verläuft, so verschwand die Straßenbahn, die vom Hauptbahnhof zum Tegelweg, weiter über die Stadtheide nach Schlangen und später bis Bad Meinberg und Detmold führte.

Der letzte Zug rollte am 1. Oktober 1959 über den Tegelweg.

Gewaltige Baustelle: Haus "Tegelweg 28" wird abgerissen ©Barbara Meyer Die letzte große Veränderung gab es in den vergangenen Jahren. Im Oktober 2011 wurde der heutige Tegelbogen mit vielen Neubauten und einer umfangreichen Sanierung des Altbestandes vom Spar- und Bauverein feierlich eröffnet.

Dabei waren etwa 75 Wohnungen neu entstanden, sagt Spar- und Bauvereinsvorstand Hermann Loges.

Mitten in der großen Wohnanlage liegt der Tegel-Treff.

In dem Begegnungszentrum gibt's Veranstaltungen und Termine für Jung und Alt.

Die Bewohner treffen sich beim gemeinsamen Frühstück und Kaffeetrinken, zum Kartenspielen, beim Lachyoga oder in der Krabbelgruppe.

Nicht zu vergessen die gemeinsamen Ausflüge.

Das mit dem Jung und Alt ist allerdings noch ausbaufähig. "Es ist unser Wunsch, dass die jungen Leute mit hereinkommen", sagt Paul Hilker. Doch die älteren Bewohner dominierten. Die von ihnen angebotene Hausaufgabenhilfe oder Kinderbetreuung werde noch nicht angenommen.

Doch nicht nur das Wohnen im Tegelbogen bietet den Menschen viele Vorzüge. Durch die zentrale Lage haben sie im Umkreis weniger hundert Meter alles, was sie brauchen: Lebensmittelmärkte, Ärzte, eine Apotheke. Wer allein nicht mehr kochen kann oder dazu mal keine Lust hat, der geht zum nahen Elisabethhaus der Caritas.

Und dann gibt´s da noch Claudia Wieczorek, Quartiersmanagerin des Tegelbogens. Die ebenfalls hier wohnende Mitarbeiterin des Spar- und Bauvereins ist Ansprechperson für dies und das. "Die kümmert sich um alles", sagt Hilde Sigismund-Weiland. Wenn das Türschloss klemmt, hat sie ein Spray zum leichteren Öffnen parat. Doch viel wichtiger ist: Sie kennt jeden Bewohner und hat stets ein offenes Ohr. Damit ist sie - darin sind sich alle einig - die gute Seele des Tegelbogens und Teil des Leitgedankens: Gemeinsam statt einsam.